Lohnende Alternativen zur Hausbankfinanzierung
Solvent ohne Darlehen
Wenn die ökonomische Lage angespannt ist, kann die Finanzierung von Investitionen und des Geschäftsbetriebes über Kredite oder Hausbankdarlehen zur Herausforderung werden. In vielen Fällen kommen auch andere Finanzierungsformen in Frage. Um zu bestimmen, welche Alternative sich wofür am besten eignet, ist es wichtig, ihre Vor- und Nachteile zu kennen. Nur dann lässt sich eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Entscheidung treffen.
Um den Betrieb auch bei einer Flaute am Laufen zu halten oder größere Investitionen zu tätigen, denkt man häufig zuerst an klassische Finanzierungsformen wie Kredite und Darlehen von der Hausbank. Manchmal allerdings kommt man damit nicht weiter. In diesen Fällen bieten sich verschiedene Alternativen an, zum Beispiel Leasing, Finetrading oder Factoring.
Nicht jede dieser Finanzierungsformen ist allerdings für jedes Vorhaben geeignet. Man sollte sich daher bereits im Vorfeld mit ihren Einsatzbereichen, den Vor- und Nachteilen sowie den entscheidenden Einflussfaktoren beschäftigen, um für jedes Investment die bestmögliche Maßnahme anzustoßen.
Leasen statt kaufen
Bei bestimmten Gütern bietet sich statt eines Kaufs die Finanzierung über Leasing an. Dabei überlässt ein Leasing-Unternehmen (Leasinggeber) dem Betrieb (Leasingnehmer) ein Investitionsgut zum Gebrauch gegen Ratenzahlung. Es wird für einen festgelegten Zeitraum eine Nutzungsvereinbarung geschlossen. Rechtlich handelt es sich bei einem Leasingvertrag um eine Art Mietvertrag. Allerdings kann man hierbei Vertragsinhalte abweichend von geltenden Mietrechtsbestimmungen vereinbaren, das regelt die in Deutschland geltende Vertragsfreiheit.
In der Regel treffen die Vertragsparteien direkt beim Kauf eines Objektes ihre Leasing-Vereinbarung. Bei zahlreichen Leasinggebern ist es mittlerweile allerdings auch möglich, bis zu drei Monate nach Erwerb oder Inbetriebnahme des Investitionsgutes einen Leasingvertrag abzuschließen. Nach Ende der Vertragslaufzeit beim Leasing gibt es verschiedene Optionen: Die bestehende Vereinbarung kann verlängert werden, der Leasingnehmer oder eine dritte Partei können das Objekt kaufen oder es wird an Dritte weitervermietet. Auch die Verschrottung oder Einlagerung sind dann möglich.
In der Bäckereibranche sollte man bei der Auswahl des Leasinganbieters im Vorfeld genau abstimmen, wie das Unternehmen zu branchenspezifischen Investments steht. Güter wie den Fuhrpark oder Standardmaschinen lassen sich in der Regel problemlos über Leasing finanzieren. Hingegen erfordert es aus Sicht des Leasinggebers besondere Risikobereitschaft, wenn es um Produktionsstraßen, Kühlung und Ladeneinrichtungen geht.
Während sich Fahrzeuge sowie zum Beispiel Kaffeemaschinen oder Brotschneider im Falle einer Zahlungsunfähigkeit leicht weiter veräußern lassen, gestaltet sich das bei individuellem Ladenbau oder Produktionslinien oft schwierig. Im Zweifel bleibt der Leasinggeber dann auf seinen Kosten sitzen. Dieses Risiko schließen viele Unternehmen daher lieber aus.
In jedem Fall zahlt es sich aus, alle Unterlagen zum eigenen Unternehmen sowie zum gewünschten Investitionsgut für die Leasingverhandlungen fundiert aufzubereiten. Heute ist es wichtiger denn je, durchdachte Antworten auf kreditspezifische Fragen direkt mitzuliefern. Das erhöht die Umsetzungschancen enorm und verkürzt den Zeitraum bis zur Genehmigung des Geschäftes.
Verglichen mit der Darlehensfinanzierung bei Kreditinstituten ist Leasing erfahrungsgemäß etwas teurer. Bilanzielle Aspekte und die Verbesserung der Kreditwürdigkeit können diese Differenz rechtfertigen. Ein ausführlicher Bericht zur Bilanzoptimierung findet sich in diesem Heft ab Seite 58.
Vom Leasing zu unterscheiden ist der Mietkauf, bei dem von vornherein feststeht, dass das finanzierte Objekt nach Ende der Vertragslaufzeit erworben werden soll. Ob im jeweiligen Fall Leasing oder besser der Mietkauf in Frage kommt, ist fallweise mit einer Steuerberatungskanzlei abzustimmen.
Zwischenhändler einschalten
Beim Finetrading werden Einkäufe über einen Zwischenhandel finanziert. Das Verfahren ist daher auch unter dem Begriff „Einkaufsfinanzierung“ bekannt. Faktisch verlängert man sein Zahlungsziel für bezogene Handelsware oder zum Beispiel den Rohstoffeinkauf. Dafür zahlt man zusätzlich zur Rechnungssumme eine Gebühr. Mit einem Finetrading-Unternehmen (Finetrader) wird vorab ein konkreter Kreditrahmen vereinbart. Je später die Bäckerei den Betrag an den Finetrader zurückzahlt, desto höher ist ihr Liquiditätsvorteil. Diesen Vorteil lässt sich der Finetrader natürlich bezahlen. Finetrading wird umso teurer, je später die Bäckerei ihre Rechnung begleicht.
Ist die Finetrading-Vereinbarung einmal geschlossen, verhandelt die Bäckerei zunächst wie gewohnt mit ihren Lieferunternehmen und bestellt dort ihre Ware. Nach erfolgter ordnungsgemäßer Lieferung in den Betrieb meldet die Bäckerei das dem Finetrader. Der zahlt dann die Rechnung innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels, zum Beispiel innerhalb von 30 oder 45 Tagen.
Sofern ein Skonto möglich ist, also ein Preisnachlass innerhalb einer festgelegten früheren Zahlungsfrist, wird die Rechnung vom Finetrader sogar mit Skonto beglichen. Das mindert die Kosten für die Bäckerei und sorgt nebenbei für ein besseres Verhältnis zu den Lieferunternehmen. Man erhält dann eine neue, um den Skontobetrag geminderte Rechnung des Finetraders und bezahlt sie fast nach eigenem Ermessen – in der Regel jedoch spätestens innerhalb von 120 Tagen. Je länger dieses neue Zahlungsziel ausgenutzt wird, desto kostenintensiver wird das Instrument.
Wie beim Leasing ist vor dem Vertragsabschluss mit dem Finetrader eine ausführliche wirtschaftliche Analyse des Unternehmens notwendig. Darüber hinaus ist ein weiteres Kriterium entscheidend: das erteilte Kreditlimit, das die Warenkreditversicherung des Finetraders auf die anfragende Bäckerei zeichnet. Die regelmäßige, kontrollierte und strategische Kommunikation mit Auskunfteien wie der Schufa oder der Creditreform sowie mit Warenkreditversicherungen ist daher aus Sicht der Bäckereien umso wichtiger.
Finetrading gehört zu den vergleichsweise jüngeren alternativen Finanzierungsinstrumenten. In den letzten Jahren und Monaten haben in diesem Bereich immer wieder Anbieter aus Bonitätsgründen den Markt verlassen. Das hat in verschiedenen Fällen zu Unruhe bei Unternehmen geführt. Regelmäßig betreten aber auch neue Finetrader die Arena. Die Empfehlung lautet daher unbedingt, auf Professionalität, Praxiserfahrung, Renommee und Bonität des Anbieters zu achten.
Zudem beansprucht die recht kostenträchtige Finanzierungsalternative durch hohe Gebühren einen Teil der Marge der Bäckerei. Als Beimischung kann man Finetrading partiell und vorübergehend einsetzen, wenn gleichzeitig an der Strukturierung der Gesamtfinanzierung gearbeitet wird. Ob der umfangreiche dauerhafte Einsatz über mehrere Jahre clever ist, erscheint eher fraglich.
Verkauf von Forderungen
Eine weitere Finanzierungsalternative stellt das Factoring dar. Sie ergibt grundsätzlich nur Sinn, wenn eine Bäckerei den Lebensmitteleinzelhandel oder andere Großkunden bedient und sie einen Umsatz von etwa 100.000 Euro im Jahr nicht unterschreitet. Interessant wird es ab einem Jahresumsatz von 400.000 bis 500.000 Euro. Für viele Betriebe, die überwiegend an Lauf- und in kleinerem Umfang an Lieferkundschaft verkaufen, ist dieses Instrument uninteressant.
Beim Factoring verkauft die Bäckerei ihre Forderungen aus Warenlieferungen an ein Finanzierungsinstitut (Factor), das in der Regel auch das volle Ausfallrisiko übernimmt. Die Rechnungssummen erhält man binnen weniger Werktage nach Rechnungsstellung und ihrer Einreichung beim Factoring-Unternehmen. Dabei wird eine vorher verhandelte Factoring-Gebühr abgezogen.
Deren Höhe ist vom Umfang der gebuchten Dienstleistungen abhängig, die der Factor neben dem Forderungserwerb übernimmt. Dazu zählt beispielsweise das Mahnwesen. Zusätzlich zahlt man für den Zeitraum bis zum Zahlungseingang des offenen Postens einen Zins. Einige Factoring-Unternehmen bieten auch eine Gesamtpauschale für Gebühren und Zins zusammen an.
Viele Factoring-Gesellschaften haben sich auf bestimmte Branchen, Umsatzgrößen und Kundensegmente spezialisiert. Befindet sich eine Bäckerei beispielsweise im Prozess der Restrukturierung, findet man seriöse Anbieter, die dieses Segment für sich entdeckt haben. In diesem Fall ist das Geschäft mit einem höheren Risiko verbunden, was Einfluss auf die Kosten haben kann.
In jedem Fall muss auch beim Factoring dessen Einsatz professionell vorbereitet sein, sonst kommt es im Tagesgeschäft mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Komplikationen, zum Beispiel wenn die benötigte Summe und das genehmigte Kreditlimit voneinander abweichen. Insbesondere die Stammkundschaft sowie alle wesentlichen Geschäftsvorgänge sollte die Bäckerei daher so genau wie möglich darstellen. Nur wenn die Vorarbeit akribisch erledigt wird und alle Eventualitäten schriftlich fixiert sind, funktioniert Factoring im laufenden Geschäft so, wie es in der Theorie vorgesehen ist.
Fazit
Grundsätzlich eignen sich die drei beschriebenen Finanzierungsalternativen für ein mittelständisches Unternehmen wie eine Handwerksbäckerei. Im Einzelfall sind stets die jeweiligen Chancen und Risiken zu identifizieren und abzuwägen, verbunden mit einer detaillierten Kosten-Nutzen-Analyse. Überwiegen ihre Vorteile, kann jede einzelne der genannten Maßnahmen eine wertvolle Ergänzung der klassischen Finanzierungsstruktur darstellen.
Fotos:
Björn Wylezich
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